Ein Standard-Satz den viele Kinder hören, wenn sie nach Süßigkeiten fragen ist: „Nein, die machen dick.“ oder „Das reicht jetzt, sonst wirst du dick.“

Diese Aussage ist gleich auf mehreren Ebenen problematisch, denn Kinder können den Wahrheitsgehalt dieser Aussage nicht überprüfen. Auch wenn sie mal (heimlich) viele Süßigkeiten essen, nehmen sie keine Veränderung an ihrem Körper wahr.

Wenn ein Kind immer wieder hört, dass „dick sein“ etwas Schlechtes ist, dann fühlt es sich minderwertig, wenn es dick ist. Oder wird sich später minderwertig fühlen, wenn es irgendwann mal dick werden sollte (bspw. als Teenager). Gerade für Jugendliche ist das ein großes Problem, da die Welt der Sozialen Medien durch ihre Filter den Kindern ein nicht realistisches Bild von viel zu schlanken Körpern vermittelt.

Außerdem prägt sich in den Köpfen der Kinder ein: Wer dick ist, der hat zu viele Süßigkeiten gegessen.

Es gibt viele Menschen, die spachteln den ganzen Tag Chips, Süßigkeiten und fettige oder verarbeitete Lebensmittel nur so in sich hinein und sind dabei sehr dünn. Kinder wie Erwachsene.

Sowohl die Annahme, dass dick sein, nicht wertvoll sein bedeutet, als auch die Annahme, dass dicke Menschen zu viele Süßigkeiten gegessen haben sind nicht ok.

Was kann man denn statt „dick“ sagen, fragen sich viele. Wie soll man nur einen Zustand beschreiben, der zu gesellschaftlicher Diskriminierung führt. Ich möchte euch zu folgender Einordnung ermuntern:

Dünn steht nicht für schön und dick steht nicht für hässlich. Es ist einfach ein Adjektiv wie groß und klein.

Meistens ist dicken Menschen nicht geholfen, wenn man versucht das Wort irgendwie mit curvy, mollig, füllig, oder ähnlich zu umschreiben. Es zeigt nur einmal mehr wie Scham behaftet das Thema Körperumfang in unserer Gesellschaft ist.

Die Körperform hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Von den Genen, die man von seinen Eltern geerbt hat, den Bakterien in Magen und Darm, davon wie der Stoffwechsel funktioniert und wie der Körper Energie einlagert, dem Hormonhaushalt, der finanziellen Situation, und und und.

Und ja, auch Ernährung spielt eine Rolle, genauso wie ausreichend Bewegung und ein gesunder Lebensrhythmus.

Das Problem ist, dass mit dem Satz „Sonst wirst du dick.“ schon Kindern der Glaubenssatz mitgegeben wird, „dick sein“ sei schlecht. Du bist dann weniger wert in der Gesellschaft. Teilweise werden dicke Kinder schon im Kindergarten gemobbt. Auch beim Kinderarzt wird den Eltern Druck gemacht, ihr Kind sei über der Kurve und es ist dringend Handlungsbedarf. Leider sogar oft vor den Ohren der Kinder.

In der Schule setzt sich das Mobbing für viele Kinder fort. Die Lehrer unterstützen dies unbewusst, indem sie Noten für Sport vergeben und so den dicken Kindern vermitteln, dass sie nicht mithalten können, egal wie sehr sie sich anstrengen. Indem sie andere Kinder die Mannschaften wählen lassen und dicke Kinder zuletzt ausgewählt werden. Indem sie Spiele aussuchen, die nicht jedes Kind gleichermaßen leisten kann. Indem Mobbing von anderen Schülern nicht konsequent unterbunden wird.

Bitte achtet daher unbedingt darauf, dass ihr nicht das Dick-Werden als Drohung vor Süßigkeiten in die Köpfe eurer Kinder pflanzt. Sie sind ungesund ja, aber sie machen nicht jeden dick. Und im Umkehrschluss, wer dick ist, hat sich nicht automatisch schlecht ernährt. Das ist einfach falsch. Du könntest beispielsweise sagen, dass in Süßigkeiten viele Zutaten enthalten sind, die dem Körper langfristig schaden, oder dass der Zucker schlecht für die Zähne ist.

Was unser System (Bundesministerium für Ernährung, Kitas und Schulen, U-Untersuchungen) leider verpasst: Aufzuklären! Darüber, was eine gesunde Ernährung ist und wie man seinen Körper mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt, egal welche Körperform man hat.

Wir sollten den Körper unserer Kinder so sein lassen wie er möchte. Deine Aufgabe ist es, deinem Kind Selbstliebe vorzuleben und ihm diese aktiv beizubringen. Du kannst ihm zeigen, dass es wertvoll ist, egal wie sein Körper aussieht.

Aber: Dass es wichtig ist, dass man auf eine gesunde ausgewogene Ernährung achtet, damit der Körper alle notwendigen Nährstoffe bekommt, damit es sich in der Schule gut konzentrieren kann und damit es sich wohl fühlt. Am besten du redest offen mit deinem Kind über dieses Thema und erklärst ihm, dass sein Dick-Sein viele Ursachen haben kann und dass Menschen eben unterschiedliche Körper haben. Auch wenn ich weiß, dass du dir als Eltern wahrscheinlich viele Sorgen über das Gewicht deines Kindes machst, versuche dein Kind als so wunderbares Kind zu sehen, das es genau jetzt ist. Es muss dazu nicht dünn sein.

Wichtig ist, dass du sicherstellst, dass eure Essgewohnheiten nicht ein ernährungsbedingtes Übergewicht oder Adipositas deines Kindes verursacht. Wenn du aber Sorge hast, dass sich dein Kind schlecht ernährt, weil es vielleicht wenig Gemüse isst und so nicht alle Nährstoffe bekommt, oder viele ungesunde Dinge isst oder einfach zu viele Kalorien aufnimmt, als der Körper deines Kindes braucht, dann solltet ihr die Ernährung umstellen. Wenn du hier Hilfe brauchst, dann lade ich dich herzlich in meinen Onlinekurs ein. Dort lernst du, wie du deinem Kind beibringen kannst, dass es für sich selbst die richtigen Lebensmittel in der richtigen Menge auswählt, wie ihr gesunde Lebensgewohnheiten aufbauen könnt.

Buchempfehlungen:

Liebe Deinen Körper, Verlag Zuckersüß (unbezahlte, unbeauftragte Werbung) (für Mädchen)

AnyBody, Verlag Klett Kinderbuch (unbezahlte, unbeauftragte Werbung)

Sei ein ganzer Kerl, Verlag Zuckersüß (unbezahlte, unbeauftragte Werbung) (für Jungen)